Die Bentheimer Eisenbahn – wie alles begann
Seit dem 1. April 1885 existiert der Kreis Grafschaft Bentheim. An genau diesem Tag trat die Kreisordnung für die Provinz Hannover in Kraft und bildete aus den Ämtern Neuenhaus und Bentheim den neuen Kreis Grafschaft Bentheim. Im Jahr 1886 trat Dr. Hermann Kriege sein Amt als Landrat in der Grafschaft Bentheim an.
Schnell erkannte der Landrat das Potenzial einer Bahnlinie für die landwirtschaftlich geprägte Region und legte so den Grundstein für den Schienenpersonennahverkehr und die Bentheimer Eisenbahn. Wohlwissend, dass eine Bahnlinie nur zukunftsträchtig ist, wenn die gesamte Region davon profitiert, setzte sich Kriege für eine Längsbahn ein.
Die Grafschaft bekommt eine Längsbahn
Im März 1889 stellte der Kreistag schlussendlich eine beträchtliche Summe von 300.000 Mark für den Grunderwerb der geplanten Längsbahn von der Obergrafschaft in Richtung Coevorden (NL) bereit. Auch der Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover befürwortete das Vorhaben, denn nur so konnte der Kreis Anschluss an die Eisenbahn finden.
Am 14. September 1892 beschloss der Kreistag einstimmig den Bau der Längsbahn auf eigene Rechnung.
Trotz Widerstand innerhalb der Bevölkerung gegen den Bau einer Bahnlinie erteilte der preußische König Wilhelm II am 16. Januar 1895 gegenüber dem Kreis Grafschaft Bentheim die Konzession zum Bau der Strecke von Bentheim nach Neuenhaus. Die Frist zur Inbetriebnahme wurde dabei auf den 1. Oktober 1896 festgesetzt.
Am 14. März 1895 erfolgte dann der erste symbolische Spatenstich von Landrat Kriege in der Nähe des heutigen Vennwegs.
Die Arbeiten konnten innerhalb der gesetzten Frist abgeschlossen werden. So wurde am 14. April 1896 die Strecke feierlich eröffnet. Zur Eröffnung waren Regierungspräsident Gustav Stüve aus Osnabrück, der Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover, Rudolf von Bennigsen, der preußische Minister für öffentliche Aufgaben und Präsident des Reichseisenbahnamtes, Karl von Thielen, sowie der preußische Finanzminister Johannes von Miquel, gebürtig aus Neuenhaus, geladen. Von Miquel zeichnete die Konzessionsurkunde zur Errichtung und dem Betrieb der (damals noch) Bentheimer Kreisbahn gegen.
Um 09:40 Uhr begann die Eröffnungsfahrt mit den Ehrengästen von Bentheim nach Neuenhaus.
Am 16. April 1896 fiel der Startschuss für den Regelbetrieb auf den Gleisen der Bentheimer Kreisbahn. Im Jahr 1903 beschloss der Kreistag dann einstimmig die Erweiterung der Bahnstrecke von Gronau nach Bentheim und von Neuenhaus nach Coevorden. Am 3. September 1906 erfolgte der erste Spatenstich zur Streckenerweiterung in Richtung Gronau, ebenfalls durch Landrat Kriege.
Nach einer Bauzeit von zwei Jahren konnte die Strecke nach Gronau feierlich am 20. Juni 1908 in Betrieb genommen werden.
Am 23. September 1907 erfolgte in Neuenhaus der erste Spatenstich zu Erweiterung der Bahnstrecke nach Coevorden. Schon am 23. Dezember 1909 konnte der Bahnbetrieb bis nach Emlichheim aufgenommen werden und am 12. September 1910 wurde die Strecke feierlich für den Personenverkehr von und nach Coevorden eröffnet.
Am 30. Mai 1974 wurde die Schienenpersonenverkehr in der Grafschaft Bentheim aus wirtschaftlichen Gründen komplett eingestellt, bis er am 7. Juli 2019, nach 45 Jahren, wieder mit großem Erfolg reaktiviert wurde.
In der 1. Ausgabe unserer Jubiläumzeitung „Bewegende Zeiten“ erfahrt ihr mehr über die Geschichte der Bentheimer Eisenbahn. Am 25. April 2021 wird sie mit der Sonntagszeitung verteilt. Freut euch drauf!